"Dr. Stevenson" - Was ist Schizophrenie?

Was ist Schizophrenie?

Behandlung der Schizophrenie

Was ist krankhaft an der Schizophrenie?

Ursachen und Behandlung

Anhang (Literatur, Links, Fachbegriffe)


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 Was ist Schizophrenie? 

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Was bedeutet Schizophrenie?

Das Wort "Schizophrenie" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "gespaltenes Gemüt". Der Begriff wurde 1911 von E. Bleuler eingeführt, um verschiedene bis dahin unter dem Ausdruck Dementia praecox zusammengefaßte psychische Ausnahmeerscheinungen zu bezeichnen. Wir wollen in diesem Text "Schizophrenie" als Oberbegriff für alle schizophrenen und schizoiden Störungen verwenden, da eine Abgrenzung zum Beispiel gegen das Borderline-Syndrom oft schwierig ist. Laien verwechseln Schizophrenie wegen des irreführenden Begriffs "Bewußtseinsspaltung" oft auch mit dem Ausdruck "Multiple Persönlichkeit".

Verweise zu den Themen Borderline-Syndrom und multiple Persönlichkeit finden Sie im Anhang.


Welches sind die Symptome der Schizophrenie?

Von Schizophrenie spricht man, wenn die Symptome für eine Störung von mindestens zwei der folgenden Bereiche des Bewußtseins sprechen:

1. Identität

Die Abgrenzung zur Außenwelt scheint reduziert; Bewußtsein wird auf Gegenstände ausgedehnt. Eigene Körperteile werden als fremd empfunden, Handlungen als von außen gesteuert erlebt. Der Wille wird als unfrei erfahren.

 

2. Wahrnehmung

Zufällige Ereignisse werden als schicksalshaft beschrieben, eigene Gedanken als Stimmen gehört. Der Einstufung eines Patienten als "schizophren" geht oft die Diagnose von Halluzinationen oder Wahnvorstellungen voraus.

 

 

 

3. Affekte

Soziale Kontakte werden abgebrochen oder gelingen erst gar nicht. Oft ziehen Schizophrene sich völlig von der Außenwelt zurück (Autismus). Sichtbare Gefühlsregungen bleiben scheinbar aus oder erscheinen unangebracht, wie etwa übertriebene Begeisterung. Wo Beziehungen bestehen, scheinen diese oft von Ambivalenz (Haßliebe) geprägt.

 

4. Denken

Gegenstände und Geschehnisse der Außenwelt überfluten das Bewußtsein. Das Denken erscheint zerfahren und sprunghaft; Gedankengänge und Handlungen werden abgebrochen, während sich scheinbar Nebensächliches in den Vordergrund drängt. Die Sprache ist reich an Auslassungen (Ellipsen) und Wortneubildungen (Neologismen); zudem werden Begriffe in ihrer Bedeutung ausgedehnt.

Anmerkung: Für diesen Text wurde der Einfachheit halber auf eine ältere Definition der Schizophrenie zurückgegriffen. Neuere Definitionen verwenden einen ausführlicheren Symptomenkatalog und verlangen das Auftreten von Symptomen aus mehreren Bereichen.


Welche Erklärungsversuche gab es zu den Ursachen der Schizophrenie?

Bis ins 18. Jahrhundert hinein erklärte man die Phänomene der Schizophrenie - damals noch unter anderem Namen - mithilfe von Dämonen und dem Begriff der "Besessenheit".

Im 19. Jahrhundert verschwand das Wort "Dämon" aus dem wissenschaftlichen Sprachgebrauch; moralpsychologische Deutungen wurden statt seiner in die Diskussion eingebracht.

Die gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbreiteten Versuche, Schizophrenie durch die Annahme körperlicher Ursachen zu erklären, wurden bald darauf abgelöst durch eine wahre Flut von Theorien, die vor allem die unterschiedlichsten Stoffwechselstörungen als Ursache der Schizophrenie ansahen:

Im 20. Jahrhundert wurde die Schizophrenie u. a. gesehen als Folge von Störungen im Stoffwechsel von Serotonin, Noradrenalin, Dopamin, Endorphin, Acetylcholin und Prostaglandin. Eine verbreitete Meinung ist, daß eine erhöhte Zahl bestimmter Nervenzellverbindungen für die Entstehung der Schizophrenie verantwortlich sei.


Wie erklären diese Annahmen die Symptome der Schizophrenie?

Bislang leider gar nicht.

Die weit verbreiteten Vermutungen, Schizophrenie könne eine Anomalie im Stoffwechsel sein, stützen sich praktisch ausnahmslos auf Berichte, wonach Schizophrene durch die Verabreichung bestimmter Stoffe umgänglicher geworden seien. Daraus zog man voreilig den Schluß, durch diese Mittel werde die Ursache der Schizophrenie behoben, und meinte dann, im Umkehrschluß ebendiese "Ursache" gefunden zu haben.

Tatsächlich hatte man aber lediglich die Symptome unterdrückt bzw. die Voraussetzung der Schizophrenie beseitigt. Dieser Trugschluß ist ein Kardinalfehler der Psychologie, der in ähnlicher Form auch von Medizinern leider immer wieder gern gemacht wird:

Angenommen, wir untersuchen eine Reihe von Autounfällen, bei denen jeweils ein Fahrer dem anderen rücksichtslos die Vorfahrt genommen hat. Dann ist ganz offensichtlich die Ursache der Unfälle diese Verletzung der Vorfahrt. Hingegen würde niemand ernsthaft auf den Gedanken kommen, die Unfallursache in den vier Rädern des Autos zu sehen! Diese sind lediglich die Voraussetzung dafür, daß der Unfall geschehen konnte. (Ohne Räder hätte das Auto nicht fahren und den Unfall verursachen können.)

In ähnlicher Weise sind aber bestimmte Gegebenheiten im menschlichen Gehirn (hohe Zahl bestimmter Nervenzellverbindungen) Voraussetzung dafür, daß Schizophrenie überhaupt erst entstehen kann. Daraus jetzt den Schluß ziehen zu wollen, daß Schizophrenie durch diese Gegebenheiten verursacht werde, wäre aber falsch:

Auch die Tatsache, daß das Gehirn überhaupt existiert, ist nämlich eine - wenn auch selbstverständliche - Voraussetzung der Schizophrenie; trotzdem wäre es Unsinn zu behaupten, das Gehirn sei die Ursache der Schizophrenie.

 


 Behandlung der Schizophrenie 

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Wie wird Schizophrenie behandelt?

Vor Einführung der Elektrokrampftherapie erfolgte die "Behandlung" der Schizophrenie - wenn überhaupt - dem Dämonenglauben entsprechend durch Geistliche. Die bis in unsere Zeit hinein übliche Elektrokrampftherapie wurde weitgehend von medikamentöser Behandlung mit Chlorpromazin und anderen Psychopharmaka verdrängt, die die Zahl der Nervenzellverbindungen künstlich reduzieren.

Von fortschrittlichen Behandlungszentren wurden zunehmend auch familientherapeutische Maßnahmen eingesetzt. Leider hat sich - gestützt auf Untersuchungen zur angeblichen Vererbbarkeit der Schizophrenie - die Therapie erneut gefährlich weit in Richtung der medikamentösen Behandlung bewegt. Für eine neuroleptikafreie Behandlung auf Basis einer Psychotherapie finden Sie in der Zusammenfassung einige Anregungen.


Wie wirkt Elektrokrampftherapie?

Bei der Elektrokrampftherapie werden durch Stromstöße gezielt bestimmte Teile des Gehirns geschädigt. Auf diese Weise wurden früher - und werden teilweise auch heute noch - die für die kranken Gedanken verantwortlich gemachten Zellen des Gehirns mehr oder weniger systematisch zerstört. Glücklicherweise ist das Gehirn aufgrund seines raffinierten Aufbaus in der Lage, den Verlust einzelner Zellen relativ problemlos auszugleichen.

Da die durch die Presse gehenden Bilder der elektrokrampfbehandelten Psychiatrieinsassen in der Weltöffentlichkeit dennoch auf Empörung stießen, behalf man sich vorübergehend, indem man kurzerhand Mittel verabreichte, um die sichtbaren Auswirkungen der Elektroschocks zu unterdrücken. Das Verfahren wurde im Laufe der Zeit immer weiter verfeinert, bis man auf die Persönlichkeit des Patienten einwirken konnte, ohne dabei sein Gedächtnis oder das Sprachzentrum zu beschädigen. Trotzdem zwang die Berichterstattung zu einem Umdenken.


Wie ist die medikamentöse Behandlung der Schizophrenie entstanden?

Beim der testweisen Verabreichung von Farbstoffen an Schizophrene entdeckte man, daß einer dieser Stoffe (Chlorpromazin) die Patienten besonders umgänglich machte. Bald fand man bei den Versuchen weitere sog. Neuroleptika, z. B. Haloperidol, die eine ähnliche oder noch stärkere Wirkung zeigten.

Aus gewissen Ähnlichkeiten dieser Stoffe konnte man Rückschlüsse auf deren Wirkungsweise im Gehirn ziehen. Dabei stellte sich heraus, daß diese Substanzen offenbar die Übertragung von Informationen zwischen Nervenzellen hemmen. Neuere Untersuchungen gehen davon aus, daß Schizophrene über eine höhere Zahl von Zellverbindungen im Gehirn verfügen als der Durchschnitt der Bevölkerung. Diese Verbindungen werden durch die Psychopharmaka teilweise blockiert, so daß die Zahl der zur Verfügung stehenden Verbindungsstellen auf das durchschnittliche Maß zurückfällt.


Wie wirken Medikamente gegen Schizophrenie auf gesunde Menschen?

Genauso wie auf Schizophrene: Die Zahl der aktiven Verbindungsstellen zwischen den Nervenzellen wird künstlich reduziert. Die Folge davon ist, daß das Bewußtsein gedämpft wird; der Betroffene ist nicht mehr in der Lage, selbständig zu handeln bzw. die Initiative zu ergreifen.

Diesen Umstand machten sich zum Beispiel die sog. K.O.-Tropfen-Räuber zunutze, die Kneipenbesuchern heimlich Neuroleptika in die Getränke mischten, um die ihres Willens beraubten Menschen dann aus der Kneipe fortzulocken und sich deren Geld aushändigen zu lassen.

Dieses Beispiel zeigt die Gefährlichkeit solcher Psychopharmaka: Ein unter ihrem Einfluß stehender Patient wird sich nach Möglichkeit so verhalten, wie man es von ihm verlangt. Die psychischen Probleme bestehen aber möglicherweise weiter; jedoch ist der Schizophrene jetzt nicht mehr in der Lage, sich darüber zu beklagen, sondern zeigt das von ihm erwartete Verhalten eines "Geheilten", ohne wirklich geheilt zu sein. Sobald die Psychopharmaka abgesetzt werden, treten die alten Probleme erneut hervor.

Ein anderer Punkt sind die teils schweren Neben- und Langzeitwirkungen: Neben der durch einige Medikamente bewirkten Fettleibigkeit sind dies vor allem visuelle Halluzinationen und die gefürchtete tardive Dyskinesie und Dystonie, eine Nervenstörung, die zu unkontrollierten Zuckungen führt. In den letzten Jahren sind vermehrt sog. "atypische Neuroleptika" in Mode gekommen, bei denen diese typischen Nebenwirkungen weniger stark in Erscheinung treten. Allerdings sind diese Medikamente noch nicht lange genug auf dem Markt, um verläßliche Aussagen über die Langzeitwirkungen treffen zu können.

 


 Was ist krankhaft an der Schizophrenie? 

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Ist Schizophrenie eine Krankheit oder ein Syndrom?

Bereits bei der Frage nach den Symptomen der Schizophrenie hatten wir gesehen, daß Schizophrenie doch etwas schwammig definiert ist: Das Vorliegen einer Schizophrenie wird anhand eines Symptomenkatalogs diagnostiziert, wenn sich Symptome aus mindestens zwei von vier Bereichen des Katalogs finden lassen. Der Grund für dieses vielleicht etwas seltsam anmutende Verfahren besteht im wesentlichen in Abrechnungszwecken.

Absurderweise beinhaltet dieses Vorgehen, daß zwei verschiedene Personen beide als schizophren bezeichnet werden können, obwohl sie beide kein einziges Symptom gemeinsam haben. Es ist sogar möglich, daß Menschen für schizophren erklärt werden, die nur solche Symptome zeigen, die bei anderen Personen als völlig harmlos gelten!

Beispiele:

            1     2     3     4
 
Arne        x     x
 
Bea                     x     x
 
Cathrin     x
 
Dirk              x

Arne zeigt Symptome aus den Bereichen 1 und 2 des Katalogs; Bea hingegen liefert typische Merkmale aus den Bereichen 3 und 4. Obwohl sie überhaupt keine Symptome gemeinsam haben, gelten beide als schizophren.

Ganz anders Cathrin und Dirk: Cathrin weist wie Arne dasselbe "typisch schizophrene" Verhalten aus Bereich 1 des Katalogs auf; Dirk erfüllt entsprechend die Bedingungen für Schizophrenie nach Bereich 2. Beide zeigen also dieselben Symptome, die bei Arne zur Diagnose der Schizophrenie geführt haben. Dennoch gelten die beiden als nicht schizophren.

Verrückt?

Diese Beispiele zeigen, daß die Symptome der Schizophrenie offenbar nur in sehr loser Beziehung zueinander stehen. Man spricht in solchen Fällen, bei denen ein eventueller Zusammenhang von Symptomen noch nicht hinreichend geklärt ist, von einem Symptomenkomplex oder kurz: von einem Syndrom.

Wissenschaftlich korrekt kann man von einer Krankheit eigentlich erst dann sprechen, wenn die Ursachen und die Entstehung der Symptome geklärt sind. Nur dann ist - streng wissenschaftlich gesehen - der Begriff "Krankheit" überhaupt gerechtfertigt. Im Falle der Schizophrenie ist er es offenbar nicht: Stattdessen zeigen die angeführten Beispiele, daß Symptome nicht notwendig, sondern fast nach Belieben auftreten können. Einen Kausalzusammenhang zwischen den vermuteten Ursachen der Schizophrenie und ihren Symptomen gibt es nicht.

Somit können wir auch die oben gestellte Frage beantworten: Schizophrenie ist medizinisch korrekt ausgedrückt keine Krankheit, sondern allenfalls ein Syndrom.

Anmerkung: Verwechseln Sie den Begriff "Syndrom" bitte nicht mit einem "Psychosyndrom" - das ist etwas anderes. Es wäre zur Vermeidung von Mißverständnissen begrüßenswert, wenn die Psychologie sich hier an die bei anderen Erkrankungen allgemein übliche Bezeichnungsweise der Medizin angleichen würde.


In welcher Beziehung stehen die Symptome der Schizophrenie zu Religionen und Weltanschauungen?

In vielen Religionen und Weltanschauungen finden sich Ansichten, die sich teilweise mit Symptomen decken, die als schizophren definiert werden.

So ist es in Teilen des Taoismus, im Buddhismus, wie auch im Pandämonismus, im Hinduismus ebenso wie in der Philosophie des Solipsismus und der Esoterik durchaus üblich, unter Aufhebung der Körpergrenzen den eigenen Geist auf die Umwelt auszudehnen bzw. das eigene Bewußtsein als identisch mit der erlebten Welt anzusehen.

Determinismus und Fatalismus sind als philosophische bzw. religiöse Konzepte allgemein akzeptiert; es ist daher unverständlich, weshalb die in diesen Bereichen tolerierte Auffassung von der Nichtexistenz des freien Willens im Bereich der Psychosen als krankhaft angesehen wird. Entsprechendes gilt für den Solipsismus ("Die Welt existiert nur in meiner Einbildung."), der eigentlich nur die philosophisch motivierte Form des Autismus darstellt.

Die Heilmethoden der meisten Naturreligionen nutzen gezielt Totems und Fetische, um das Bewußtsein des Behandelten auf Gegenstände zu fokussieren; auch in der Meditation ist es üblich, sich in bestimmten Meditationsobjekten (Mandalas, Tarotkarten usw.) zu "versenken". Hier macht man sich ganz offensichtlich einen Mechanismus zunutze, der bei der Schizophrenie ungewöhnlich stark ausgeprägt ist und dort zur ungewollten Überflutung des Bewußtseins mit nebensächlichen Sinneseindrücken führt.

In manchen Religionen werden sogar Drogen konsumiert, um absichtlich bewußtseinsmäßige Zustände zu erreichen, wie sie von Schizophrenen beschrieben werden. Üblich und akzeptiert ist dies etwa im Rastafarianismus. So ist zum Beispiel in den USA der Konsum der Droge Haschisch bzw. Marihuana für Rastafari aus religiösen Gründen legalisiert worden.

Sprache spielt in vielen Religionen eine wichtige Rolle. Ethymologie gilt im Hinduismus als wesentliches Hilfsmittel bei der Auslegung des Weda. Der Pandämonismus geht in dieser Hinsicht sogar noch weiter, indem er das Erschaffen von Sprache zum religiösen Akt erhebt. Manche Subkulturen nutzen Wörter in veränderten Bedeutungen. Man muß sich über diese Zusammenhänge informieren, um peinliche Fehldiagnosen zu verhindern, denn Bildungslücken bei Psychiatern können ernste Folgen haben: In Großbritannien wurde einem Farbigen, der die religiöse Sprache der Rastafari benutzt hatte, die Diagnose "Schizophrenie" gestellt. Rastafari verwenden z. B. Wortneubildungen wie "Livication" statt "Dedication" (Widmung), weil "Dedication" sie an "dead" (tot) erinnert.

In fast allen Religionen wird von Menschen berichtet, die die Stimmen der Gottheiten wahrnehmen konnten. Viele von ihnen werden noch heute als Propheten verehrt. Das mag manchem als antiquiert oder verschroben erscheinen; krankhaft ist es sicher nicht. Religiösität scheint ein Grundbedürfnis des Menschen zu sein: Wie sonst erklärt es sich, daß in unserer aufgeklärten Welt noch heute über 50 Prozent der Weltbevölkerung in weltweit mehr als 200 Sekten und Religionsformen organisiert sind?


Welche Symptome der Schizophrenie lassen sich im Rahmen einer einfachen psychologischen oder soziologischen Betrachtungsweise verstehen?

Viele Symptome der Schizophrenie lassen sich auch ohne die Annahme einer organischen Störung des Hirns begründen:

·         Während der Pubertät kann die körperliche Entwicklung zeitweise schneller ablaufen als die Anpassung des Körperempfindens folgen kann. Das führt in solchen Fällen zu einer vorübergehenden Entfremdung vom eigenen Körper, die in der Regel mit dem Ende der Pubertät wieder verschwindet. Dieser eigentlich ziemlich harmlose Vorgang mit den damit verbundenen Veränderungen des Sozialverhaltens (läppisches Verhalten etc.) kann zu Hebephrenie führen und stellt als solche einen Sonderfall der Schizophrenie dar.

·         Eltern haben oft Probleme zu akzeptieren, daß Kinder sich in der Pubertät zu eigenständigen Menschen entwickeln. Das hat einen Spötter zu der - nicht ganz unberechtigten - Bemerkung veranlaßt: "Pubertät ist, wenn die Eltern schwierig werden." Daß Jugendliche sich während des Erwachsenwerdens nicht mehr so behandeln lassen wie ihre Eltern das von ihnen gewohnt waren: Das ist völlig normal. Auch die dadurch entstehenden Probleme wird man schwerlich leugnen können. Darin aber eine "krankhafte" Entwicklung sehen zu wollen, wäre absurd.

Problematisch wird es allerdings, wenn die Eltern tatsächlich nicht von ihrer Macht loslassen können oder diese gar mißbrauchen: Dann kann eine Situation entstehen, in der die Kinder sich nicht nur als unfrei erleben, sondern tatsächlich unfrei sind. Das von Schizophrenen geäußerte Gefühl der Unfreiheit des Willens resultiert vielleicht daraus, daß andere ihnen ihre Freiheit unbemerkt unnötig einschränken. Ganz nach dem Motto: "Du hast zu wollen, was ich will."
Diese Versuche, Konformität zu erzwingen, führen u. a. auch zu dem, was jüngst unter der Bezeichnung PA-Syndrom bekannt geworden ist. (Einen Verweis auf eine Studie zum PA-Sydrom finden Sie im Anhang.)

Daß die ständige Bevormundung bei den Betroffenen dazu führt, daß diese bald scheinbar gar nichts mehr wollen, liegt auf der Hand. Die vermeintliche Flatterhaftigkeit der Beziehungen erklärt sich dann dadurch, daß die vermeintlichen "Freunde" nie wirkliche Freunde waren; der Jugendliche vielmehr von seinen Eltern oder äußeren Umständen zum Umgang mit diesen Menschen gezwungen wurde und den Kontakt abbricht, sobald der äußere Druck nachläßt.

·         Fehlende oder übertriebene Gefühlsäußerungen können vielfältige Ursachen haben. Man muß heute davon ausgehen, daß sichtbare Gefühlsregungen in einem sehr viel stärkeren Maße erlernt werden, als bisher angenommen wurde. Fehlt einem Menschen die Möglichkeit, die Mimik von anderen zu erlernen, oder wird auf seine Regungen nicht angemessen reagiert, so verkümmert der angeborene Teil seiner Mimik wieder oder er wird grimassenhaft überhöht, um Aufmerksamkeit zu erheischen (Hospitalismus, s. Anhang).

Auch verschiedene körperliche Erkrankungen können dazu führen, daß Gesichtsausdrücke verändert werden. Denkbar sind hier zum Beispiel Anomalien des Unterhautgewebes und Muskelanomalien, die dann wegen der dadurch beeinträchtigten Kommunikation mit den Mitmenschen Kontaktstörungen nach sich ziehen.

·         Wortneubildungen sind in allen Bereichen der Gesellschaft üblich und ein Zeichen von Kreativität; in der Wissenschaft sind sie allgemein akzeptiert. Auffallen tun sie erst dann, wenn sie in einer fremden Subkultur entstanden sind. Das Verwenden von Neologismen hat also weniger mit einer psychiatrischen Störung zu tun, sondern ist vielmehr Ausdruck einer sozialen Isolation.

·         Daß die Gedankengänge Schizophrener gelegentlich zerfahren erscheinen, ist eigentlich nur für solche Menschen ein Problem, die Gedankensprüngen nicht zu folgen vermögen. Wer hingegen aufmerksam zuhört, wird immer wieder überrascht feststellen, wie sich die einzelnen Gedankensplitter zu einem logischen Ganzen zusammenfügen. Die Diagnose "Schizophrenie" mit der damit oft verbundenen medikamentösen Behandlung ist deshalb immer auch ein Versuch, mangelnde Fähigkeiten im Bereich der Gesprächstherapie zu überspielen; Medikamente aber können einen kompetenten Therapeuten niemals ersetzen.

·         Was uns wichtig ist, erscheint anderen oft als Nebensächlichkeit:
Der eine wäre bereit für eine "blaue Mauritius" sein Leben zu geben; der andere braucht seine Briefmarke nur, um sie auf den Brief zu kleben. Die Kindergärtnerin findet es völlig harmlos, einem Kind die Nase geputzt zu haben; die asiatischen Eltern hingegen sind schwer empört, weil in Asien jeder weiß, daß man vom Nase-Schneuzen "blöd im Kopf" wird. Wer das Wertesystem seines Patienten nicht kennt, kann solche vermeintliche Hysterie nicht angemessen beurteilen. Bevor man daher irgendwelche wichtigen Dinge übersieht, sollte man sich gründlich über den sozialen Hintergrund seines Patienten informieren (vgl. dazu auch R. Littlewood: Ethnic Minorities and Psychiatry).

·         Halluzinationen und Wahnvorstellungen sind besonders problematisch, wenn ihr Auftreten von Dritten behauptet wird. Nur wenn die Halluzination im Beisein des Therapeuten auftritt, kann dieser überhaupt sicher sein, daß es sich auch wirklich um eine solche handelt. Es ist nämlich ohne weiteres denkbar, daß mehrere Personen übereinstimmend die tatsächlichen Verhältnisse leugnen und als Halluzination abtun, weil die Realität ihnen peinlich ist oder von ihnen selbst verdrängt wird (negative Halluzination). Die Zahl der angeführten Zeugen und Gegen-Zeugen darf dabei für den Psychologen selbstverständlich keine Rolle spielen, da es manchmal gerade das durch eine Übermacht erzwungene Festhalten an falschen Fassaden ist, das psychische Probleme überhaupt erst auslöst.

Es soll auch eine ganze Reihe von Leuten geben, die Stimmen hören, ohne damit jemals irgendwelche Probleme zu haben (s. Anhang). Meist handelt es sich bei dieser Stimme um einen "imaginären Freund". Leider schweigen diese Menschen darüber oft aus falscher Scham, weil sie sich gesellschaftlich nicht akzeptiert fühlen. Dabei wäre es gerade für die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Phänomene von größter Wichtigkeit, über solche Dinge offen zu sprechen. Inzwischen gibt es sogar spezielle Therapien, bei denen sich die Patienten "virtuelle Begleiter" vorstellen sollen, die dann in bestimmten Situationen Hilfestellung geben können (z. B. bei Sucht/Kleptomanie).

Oft werden psychisch auffälligen Menschen Wahnvorstellungen unterstellt, nur weil sie Formulierungen benutzen, die bei anderen Menschen als völlig harmlos angesehen würden: "Es ist, als ob die meine Gedanken lesen können." ; "Ich habe gewußt, daß etwas passiert."; "Das war wie ein Zeichen." Auch hier gilt: Aufmerksames Zuhören ist mehr wert als jede Medizin.


Welches sind die eigentlich problematischen Aspekte der Schizophrenie?

Nachdem sich viele Symptome der Schizophrenie als relativ harmlos und im Rahmen psychologischer und soziologischer Betrachtungsweisen erklärbar herausgestellt haben, stellt sich für viele sicher die Frage, worin denn überhaupt das Krankhafte der Schizophrenie zu sehen sei.

Wesentliche Probleme aus Sicht der Schizophrenen selbst sind wohl das Abbrechen von Gedankengängen, die Unfreiheit des Handelns und - zum Beispiel bei Hebephrenie - die Entfremdung dem eigenen Körper gegenüber. Für diese Aspekte der Schizophrenie gibt es jedoch Erklärungsmodelle, die eindeutig außerhalb einer endogenen ("von innen entstandenen") Psychose begründet liegen. Insbesondere gibt es für den behaupteten ursächlichen Zusammenhang dieser Symptome mit einem zugrunde gelegten gestörten Hirnstoffwechsel keinerlei Anhaltspunkt.

Das Abbrechen von Gedankengängen ist Zeichen einer schweren Konzentrationsschwäche, wie sie bei allen Menschen auftreten kann. Man wird also davon ausgehen können, daß die Suche nach den Ursachen von Konzentrationsstörungen zugleich wertvolle Indizien für die Entstehung der Schizophrenie liefern könnte. Tatsächlich ist dies der Fall: Reaktive Psychosen wie sog. posttraumatische Belastungsstörungen sind bekannt dafür, daß sie neben Beeinträchtigungen der Konzentrationsfähigkeit auch starke Veränderungen der Persönlichkeit mit sich bringen können - wie es bei der Schizophrenie der Fall zu sein scheint.

Die Unfreiheit des Handelns ist immer dann gegeben, wenn ein Mensch dazu gebracht wird, in einer Weise zu handeln, wie er es ohne Beeinflussung von außen nicht tun würde. Dabei muß es sich bei der Beeinflussung nicht einmal um Gewalt handeln; es reicht schon aus, wenn ein anderer Mensch sein Mißfallen über ein bestimmtes Verhalten äußert. Diese Überlegung wirft natürlich die noch zu beantwortende Frage auf, wieso diese Beeinflussung Schizophrene vor massive Schwierigkeiten stellt, während ihr andere Menschen problemlos widerstehen.

Das Gefühl der Fremdheit dem eigenen Körper gegenüber tritt vor allem während der Pubertät auf, wenn die Entwicklung des Körpers und die des Körperempfindens nicht miteinander Schritt halten können. Sofern diese Störung nach Ende der Pubertät zurückgeht (und dies dem Jugendlichen rechtzeitig klar gemacht werden kann), stellt sie eigentlich kein allzu großes Problem dar. Ganz anders verhält es sich, wenn dieses Gefühl zum Beispiel Folge einer Wachstumsanomalie ist: In diesem Fall ist jede psychologische oder psychiatrische Behandlung zwecklos, da die Ursache des Problems im körperlichen Bereich liegt und deshalb auch dort behandelt werden muß.

Ursachen und Behandlung 

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Schizophrenie - eine reaktive Psychose

Aus der Analyse der oben dargestellten Fakten zur Schizophrenie läßt sich der Schluß ziehen, daß es offenbar zwei grundsätzliche Arten dieser Psychose gibt: solche mit überwiegend körperlichen Ursachen und solche mit soziologisch-psychologischen Ursachen. Wir wollen uns im Folgenden vor allem mit letzterer Variante befassen.

Wenn wir bei der Betrachtung der Schizophrenie Spekulationen beiseite lassen und uns allein auf die zwischen Schizophrenen und ihren Angehörigen unumstrittenen Tatsachen beschränken, kommen wir zu der These, daß es sich hierbei in erster Linie um eine schwere Konzentrationsstörung handelt. Es stellt sich dann automatisch die Frage, wodurch diese Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit hervorgerufen wird.

Wir hatten bereits erkannt, daß posttraumatische Belastungsstörungen einige Symptome der Schizophrenie erklären können. Allgemein kann man sagen, daß jedes ungelöste oder verdrängte Problem das Unterbewußtsein belastet. Je mehr und schwerwiegendere Probleme zusammenkommen, desto stärker wird die damit verbundene Abnahme der Konzentrationsfähigkeit sein. Man kann sich dies am Beispiel eines Radios verdeutlichen:

Wir alle wissen, daß ein Radio leichter auf einen starken als auf einen schwachen Sender eingestellt werden kann. Wenn aber mehrere starke Sender benachbarte Frequenzen benutzen, beeinflussen sich diese gegenseitig, so daß schon ein schwächerer Sender mit der passenden Frequenz die starken Sender überlagern kann. - In ähnlicher Weise kann sich unser Gehirn leichter auf ein wichtiges Problem konzentrieren als auf etwas Unwichtiges. Wenn aber viele dringende Probleme unser Bewußtsein blockieren, kann schon eine Nebensächlichkeit unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Die Zerfahrenheit des Denkens und das Übergewicht von Nebensächlichkeiten lassen sich also leicht im Rahmen etwa einer unerkannten posttraumatischen Belastungsstörung erklären. Durch ein Trauma, zum Beispiel eine Vergewaltigung, können beim Patienten soziale Vorbehalte entstanden sein, die es ihm unmöglich machen, über seine Erlebnisse zu berichten. Wenn dann auch noch ein für das auslösende Ereignis atypisches Verhalten hinzukommt, kann eine solche reaktive Psychose leicht übersehen werden.

Das gilt umso mehr, wenn Personen aus dem Umfeld des Schizophrenen ein eigenes Interesse daran haben, traumatische Erlebnisse (Kindesmißhandlung etc.) zu leugnen. Das mag auch einige der angeblichen "Wahnvorstellungen" erklären: Es ist nämlich prinzipiell ausgeschlossen, zwischen Wahnvorstellungen eines Patienten und kollektiver Verdrängung bzw. Vertuschung durch seine Mitmenschen zu unterscheiden.

Dies berührt auch einen anderen Aspekt der Schizophrenie. Wer - wie Schizophrene - über die Fremdbestimmung seines Lebens klagt, hat notwendigerweise ein Problem mit autoritärem Verhalten. Das legt die Vermutung nahe, daß es gerade solch autoritäres Verhalten ist, durch das sich Schizophrene fremdbestimmt fühlen. Wenn solches Verhalten in der Umgebung des Schizophrenen nicht feststellbar ist, so liegt dies möglicherweise daran, daß es ähnlich wie die traumatischen Erlebnisse vor dem Therapeuten verborgen wird.

Schizoide Erkrankungen erklären sich dann im wesentlichen als eine Überlastungsreaktion des Gehirns (zum Beispiel infolge traumatischer Erlebnisse) und durch verdecktes, unangebracht autoritäres Verhalten. Alle weiteren Symptome - neben Unkonzentriertheit und Gefühl der Fremdbestimmtheit - lassen sich als Folgeerscheinungen einer solchen reaktiven Psychose deuten.

Anmerkung: Abweichend von der hier vertretenen Auffassung wird Schizophrenie in der Regel als "endogene" Psychose bezeichnet. Dieser Begriff ist insofern irreführend, als dadurch der Eindruck erweckt wird, die Psychose sei in der Person des Betroffenen begründet (endogen = "von innen entstanden"). Tatsächlich versteht man darunter jedoch eine durch ungeklärte Ursachen entstandene Psychose. Im Gegensatz dazu bezeichnet eine exogene Psychose solche Erkrankungen, bei denen eine organische Ursache als gesichert gilt. Eine psychogene (reaktive) Psychose entsteht hingegen als Reaktion auf auslösende Erlebnisse. Wie oben geschildert, sollte Schizophrenie m. E. als eine solche reaktive Psychose betrachtet werden. Der Begriff "endogene Psychose" ist durch eine andere Bezeichnung zu ersetzen, die die tatsächlichen Verhältnisse klarer zum Ausdruck bringt; statt von "exogener Psychose" sollte man besser von "organischer Psychose" sprechen.


Wie könnte die Entstehung der Schizophrenie in einem konkreten Fall aussehen? Das wollen wir nun in einem fiktiven Beispiel betrachten:


Ein Fallbeispiel zur schizoiden Psychose

Alice hat als Folge einer Mißhandlung durch ihren Bruder die Sehfähigkeit auf einem Auge fast vollständig und das Gehör teilweise eingebüßt. Der Vorfall wurde von ihrem Bruder vertuscht bzw. von der Familie bereitwillig verdrängt. Um sich abzusichern, hat der Bruder den Eltern gegenüber Alice vorbeugend gezielt unglaubwürdig gemacht. Er behauptet Alice gegenüber, daß man ihr ohnehin nicht glauben werde, droht ihr mit Indiskretionen usw.

Vergeblich unternimmt Alice mehrmals den Versuch, mit anderen über das Geschehene zu reden; bald jedoch gibt sie diese Bemühungen auf, da sie das Gefühl hat, daß niemand zuhören will. Tatsächlich zeigen ihre oft besorgt tuenden Eltern in Wahrheit wenig Interesse für die Angelegenheiten ihrer Tochter, da sie zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sind.

Alices Eltern legen Wert darauf, daß sie den richtigen Umgang pflegt. Zwar langweilt Alice sich auf den Gesellschaften ihres Vaters und mit den von ihrer Mutter vorgeschlagenen Bekanntschaften zu Tode; dennoch versucht sie, ihren Eltern alles recht zu machen, um das angespannte Verhältnis nicht weiter zu belasten.

Weil Alice auf einem Auge fast erblindet ist, hat sich ihr visuelles Raumempfinden stark verändert. Das hat zur Folge, daß Alice sich auf merkwürdige Weise von der Welt, die sie sieht, distanziert fühlt. Durch ihre geänderte Wahrnehmung irritiert, verharrt Alice oft minutenlang vor dem Spiegel und grübelt. Ihre Klassenkammeradinnen halten das für Eitelkeit; tatsächlich jedoch fühlt Alice sich "anders" als vorher; sie nimmt ihre Umwelt verändert wahr und fühlt sich deshalb plötzlich in ihrem eigenem Körper fremd.

Da ihre "Freunde" oft boshaft ironische Bemerkungen über sie machen, ist Alice im Umgang mit anderen Menschen stark verunsichert: Sie weiß nie, ob sie ein Kompliment ernstnehmen oder als Beleidigung auffassen soll. Entsprechend reserviert reagiert sie auf Äußerungen ihrer Mitschüler; ihre Mimik erscheint reduziert oder unpassend beleidigt. Durch ihre Eltern wird dieses Verhalten noch verschlimmert, da diese von ihr Freundlichkeit gegenüber ungeliebten Personen verlangen.

Besonders ihr Vater mischt sich immer wieder massiv in ihre Privatsphäre ein. Er ist dabei so dominant, daß Alice auch in seiner Abwesenheit nicht gegen seinen Willen handelt. Vielmehr überlegt sie sich in allen möglichen Situationen, was ihr Vater wohl dazu sagen würde. Sie beschreibt dies so, als ob sie in diesen Fällen die Stimme ihres Vaters Kommentare abgeben höre.

In der Vergangenheit mußte Alice die Erfahrung machen, daß von ihrem Vater immer wieder ihre Pläne durchkreuzt wurden. Auf diese Weise war sie ständig gezwungen, ihre Handlungen und Gedankengänge abzubrechen. Allmählich hat sich dies so auf ihren Denkstil ausgewirkt, daß sie ihre Gedanken - vorsorglich quasi Haken schlagend - selbst abbricht und dann leicht modifiziert wieder fortsetzt.

Alice wurden von ihrem Vater immer wieder Versprechungen gemacht, die dieser aber nie eingehalten hat. Wenn ein Mensch jedoch immer wieder gezwungen wird, seine Pläne kurzfristig zu ändern oder gar aufzugeben, gewinnen langfristige Ziele und Hoffnungen eine um so größere Bedeutung: So kommt es, daß Alice nebensächlich erscheinenden Wünschen ein enormes Gewicht beimißt, weil diese ein stabilisierendes Element für sie bilden und sich im Laufe der Jahre unauslöschlich in ihre Persönlichkeit eingebrannt haben. Da Alice jahrelang nur durch den Glauben an die leeren Versprechungen ihres Vaters am Leben gehalten wurde, ist es unmöglich, einen Zugang zu ihr zu finden, bevor nicht ihre Erwartungen in dieser Hinsicht erfüllt worden sind.

Als der Einfluß ihres Vaters nachläßt, zieht Alice sich immer weiter zurück. Der Kontakt zu ihren Bekannten ist abgebrochen, und da sie diese nie wirklich als Freunde betrachtet hat, sieht sie auch keinen Grund, ihn wieder aufzunehmen. Stattdessen äußert sie sich in zunehmendem Maße abfällig über ihre ehemaligen Bekannten, so daß der Eindruck einer Ambivalenz (Haßliebe) entsteht.

Aufgrund ihrer langen emotionalen Isolation gelingt es Alice nicht, neue Kontakte zu knüpfen: Sie hat im Laufe der Zeit verlernt, wie man angemessen mit Menschen kommuniziert. Zusätzlich erschwert wird eine Unterhaltung mit ihr dadurch, daß sie allmählich ein eigenes Vokabular entwickelt hat, das für andere Menschen unverständlich ist. So verwendet sie zum Beispiel Wörter in "falschen" Bedeutungen, weil sie deren genauen Gebrauch nicht erlernen konnte.

Erneute Versuche, ihre Erlebnisse offen zu besprechen, scheitern an ihren Eltern: Da diese mit Alices Lebenswandel unzufrieden sind, schreiben sie ihre Berichte über die erlittenen Mißhandlungen ihrer Psychose zu; statt durch die Schilderungen die Ursache der Erkrankung zu erkennen, werden diese als Beleg für Wahnvorstellungen und Halluzinationen mißinterpretiert. Dem Psychiater gegenüber werden die von Alice erhobenen Vorwürfe aus Scham verschwiegen.

Da Alice sich nicht traut, ihre Anklage zu wiederholen, ist es nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, daß der Psychiater überhaupt von ihren Erlebnissen erfährt. So ist es ihm möglich, die wahren Ursachen der Probleme zu erkennen und eine geeignete Behandlung einzuleiten.



Wie sollte eine an den Ursachen orientierte Behandlung der Schizophrenie aussehen?

Eine fortschrittliche Behandlung könnte sich etwa an folgenden Grundsätzen orientieren:

Kooperation

Bedeutung der Begriffe klären

Wertesystem feststellen und übernehmen

autoritäres Vorgehen vermeiden


Motivation

psychisch-körperliche Kohärenz wiederherstellen

Ziele des Patienten feststellen und abarbeiten

schnelle Erfolge nötig

Erfolgsplan erstellen


Stabilisierung

vertraute Umgebung erhalten

Störungen vermeiden (Telefon, Klingel, Post)

schädliche Einflüsse eliminieren; Familientherapie

Belastendes möglichst fernhalten

 

Ordnung schaffen in Umgebung

Probleme feststellen und abarbeiten

Tagesplan erstellen

Gedächtnisstützen anlegen


Kooperation 

 Übersicht    

 

     Bedeutung der Begriffe klären 

     

Um die Isolation des Patienten zu durchbrechen, muß man zunächst seine Sprache erlernen. Schizophrene benutzen Begriffe aufgrund geringer sozialer Kontakte oft in anderer oder erweiterter Bedeutung als der Durchschnitt der Bevölkerung. Man wird vielleicht auch auf Begriffe stoßen, die man nie zuvor gehört hat und unter denen man sich zunächst nichts vorstellen kann; das liegt ganz einfach daran, daß die Betroffenen Begriffe für Geisteszustände erfinden müssen, die sich den Beschreibungen der üblichen Erfahrungswelt entziehen. Es kann aber auch sein, daß der Patient einer Subkultur mit eigentümlicher Sprache angehört (z.B. im Rastafarianismus "überstehen" = "verstehen"). Aufmerksames Zuhören ist hier - wie so oft - die allererste Pflicht.

     Wertesystem feststellen und übernehmen 

 Übersicht    

Bevor man das Verhalten eines Menschen korrekt beurteilen kann, muß man sein Wertesystem kennen. Scheinbar Belangloses oder Nebensächliches kann für den Patienten von enormer Bedeutung sein. Es ist dabei wichtig, sich klarzumachen, daß diese Bedeutung eine sehr reale ist, also keineswegs bloß auf einer "falschen" Wertvorstellung beruht. Es ist sinnlos, einem Menschen seine Werte ausreden zu wollen, da dieser dies zurecht als Angriff auf seine Persönlichkeit betrachten würde. Die Wertvorstellungen bestimmter Subkulturen (Parteien, Religionsgemeinschaften, Fan-Klubs etc.) unterscheiden sich oft erheblich von dem, was der durchschnittliche Bürger für "normal" hält.

Umso wichtiger ist es, daß der Therapeut sich die Ansichten seines Patienten wirklich zu eigen macht, statt sie bloß zu analysieren. Vorgetäuschtes Verständnis bewirkt schnell das Gegenteil von dem, was der Therapeut damit beabsichtigte. Viele Menschen haben ein instinktives Gespür für solche Täuschungsmanöver, und oft ist es gerade diese Heuchelei, die dann zu dem führt, was man als "Ambivalenz" bezeichnet.

Zum Wertesystem des Patienten gehören aber auch tatsächliche oder vermeintliche Wahnvorstellungen, auf die man sich einlassen muß, wenn man sich mit den Motiven des Patienten ernsthaft auseinandersetzen will. Nur so ist es möglich, ihn zur Mitarbeit zu bewegen. Anfänger machen oft den Fehler, sich selbst in die Lage des zu Therapierenden versetzen zu wollen. Das ist aber falsch: Therapiert werden soll schließlich der Patient (und nicht der Therapeut!). Man muß sein eigenes Wertesystem aufgeben, um die Ziele und Bedürfnisse des Patienten verstehen zu können.

     Autoritäres Vorgehen vermeiden 

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Als "autoritär" werden alle Handlungen und Äußerungen verstanden, durch die der Patient das Gefühl bekommen könnte, er solle zu einem von ihm nicht gewünschten Handeln oder Denken gebracht werden. Dazu zählen unter anderem:

Zu diesem Thema sind nähere Erläuterungen und Beispiele zusammengestellt.


Motivation 

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     psychisch-körperliche Kohärenz wiederherstellen  

     

Psychologische Probleme, deren Ursachen außerhalb der Psyche liegen, mit ausschließlich psychologischen Mittel behandeln zu wollen, wäre aussichtslos. Sofern die Entfremdung vom eigenen Körper durch eine körperliche Entstellung (zum Beispiel infolge eines Unfalls) hervorgerufen worden zu sein scheint, ist es daher angebracht, diese Schäden schnellstmöglich zu beheben. Diese Maßnahme kann einen beträchtlichen psychischen Druck vom Patienten nehmen und die Therapie wesentlich erleichtern.

Das Fremdheitsgefühl dem eigenen Körper gegenüber kann aber auch Folge einer Mißbrauchserfahrung sein: Der Patient versucht, sich auf diese Weise von seinem eigenen Körper (und dem Mißbrauch) zu distanzieren. Sobald die Hintergründe aufgearbeitet sind, sollte der Therapeut andere Möglichkeiten aufzeigen, sich von der Vergangenheit zu distanzieren. Denkbar wären zum Beispiel eine Veränderung der Frisur, ein geändertes Auftreten des Patienten oder ein Wechsel der Umgebung nach Abschluß der Behandlung.

     Ziele des Patienten feststellen und abarbeiten 

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Die Ziele des Patienten scheinen oft erheblich mit den Absichten des Therapeuten zu kollidieren. Für die Therapie ist es jedoch nötig, den Patienten zur Mitarbeit zu bewegen. Das wird nur dann möglich sein, wenn er auch mit seinen persönlichen Plänen - so abwegig oder nebensächlich diese für den Augenblick erscheinen mögen - Stück für Stück vorankommt.

Dabei ist zu beachten, daß der Patient möglicherweise nicht über alle seine Ziele offen spricht, weil er befürchtet, sich für diese Wünsche rechtfertigen zu müssen. Das Abarbeiten der Ziele des Patienten dient nicht nur seiner Motivation, sondern darüber hinaus auch der Wiederherstellung seiner Handlungsfähigkeit, da jedes abgearbeitete Etappenziel - mag es auch noch so klein sein - für den Patienten einen Gewinn an Stabilität bedeutet.

     schnelle Erfolge nötig 

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Da Schizophrene in der Regel an schweren Konzentrationsstörungen und oft an Antriebsarmut leiden, ist es wichtig, in für den Patienten persönlich bedeutsamen Bereichen schnell zu Erfolgsergebnissen zu kommen. Nur so ist es möglich, die Motivation über einen längeren Zeitraum aufrechtzuerhalten und gleichzeitig die Konzentrationsfähigkeit zu verbessern.

     Erfolgsplan erstellen 

 Übersicht    

Ebenfalls der Aufrechterhaltung der Motivation dient ein Erfolgsplan, in dem alle vom Patienten erreichten Etappenziele festgehalten werden. Dabei sollte das Hauptaugenmerk selbstverständlich auf den für den Patienten persönlich bedeutenden Erfolgen liegen - was der Therapeut für wichtige Erfolge halten mag, ist an dieser Stelle uninteressant.


Stabilisierung 

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     vertraute Umgebung erhalten 

     

Für die Stabilisierung des Patienten ist es unbedingt erforderlich, seine vertraute Umgebung zu erhalten. Jede Veränderung würde zusätzliche Unruhe , d. h. Streß, und somit eine Verschlechterung der Konzentrationsfähigkeit bedeuten. Der Therapeut steht also vor dem Dilemma, während der Behandlung die gewohnte Umgebung des Patienten erhalten und zugleich schädliche Einflüsse ebendieser Umgebung eliminieren zu müssen.

     Störungen verhindern (Telefon, Klingel, Post) 

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Relativ einfach lassen sich Störungen von außen vermeiden: So lassen sich Telefon und Klingel vorübergehend abschalten; die Post kann für den Patienten vorsortiert werden, um Werbebriefe etc. auszusondern. Familienfeste und ähnliche Feierlichkeiten sollten abgesagt werden, sofern der Patient nicht ausdrücklich Interesse daran äußert.

     Belastendes möglichst fernhalten 

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Generell sollte man alles Belastende so weit wie möglich vom Patienten fernhalten. In der Regel wird dazu der Einsatz eines Betreuers (mit Einverständnis des Patienten) oder die Mitarbeit der Familie nötig sein. Da die Ursachen schizoider Probleme oft im familiären Bereich zu suchen sind, gestaltet sich die Zusammenarbeit meist schwierig.

     Therapie der Familie; schädliche Einflüsse eliminieren 

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Die größte Gefahr für den Patienten besteht durch Einflußnahme von Familienmitgliedern und Bekannten. Die Familie sollte deshalb unbedingt in die Therapie mit einbezogen werden. Allerdings sollte dies nicht in Form einer gemeinsamen Familientherapie geschehen, sondern in isolierten Einzeltherapien. Insbesondere sollte die Therapie der Familie von einem anderen Team übernommen werden als die Therapie des Schizophrenen, damit auf diese Weise eine Beeinflussung des Therapeuten durch die Vorurteile der Familie vermieden wird.

Schädliche Einflüsse von seiten der Familie können zum Beispiel sein: negative Äußerungen über das Aussehen des Patienten; ablehnende Haltung gegenüber seinem Wertesystem; jede Form von autoritärem Verhalten; demotivierende Äußerungen ("Das schaffst du sowieso nicht!"); Drohungen usw.

     Ordnung schaffen in Umgebung 

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Jeder auffallende Gegenstand, sei es nun eine Tageszeitung oder ein Buch am falschen Platz, wird unweigerlich die Aufmerksamkeit des Schizophrenen auf sich ziehen und seine Konzentrationsfähigkeit zerstören. Ein wichtiger Beitrag zur Stabilisierung des Patienten ist daher eine aufgeräumte Umgebung. Entscheidend ist dabei, daß jeder Mensch eine andere Auffassung von Ordnung hat: Ordnung ist, wenn jeder Gegenstand an dem Platz liegt, an dem der Schizophrene ihn erwartet.

     Probleme feststellen und abarbeiten 

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Da Schizophrene in ihrer Handlungsfähigkeit stark eingeschränkt sind, kommt dem Therapeuten die Aufgabe zu, sich um die Belange des Patienten zu kümmern bzw. einen geeigneten Betreuer zu finden, der diese Tätigkeit übernimmt. Der Therapeut sollte sich dabei immer bewußt sein, daß die offensichtlichen Probleme für den Patienten oft nebensächlich sind, während die wahren Probleme im Verborgenen liegen können.

Die eigentlichen Ursachen der Probleme festzustellen, ist bei Schizophrenie generell noch schwieriger als bei anderen Psychosen, da hier zusätzlich zu verdrängungsähnlichen Barrieren das Mißtrauen gegenüber dem Therapeuten überwunden werden muß. Es wird sich hier als hilfreich erweisen, die Familie systematisch über Hintergründe wie Krankheiten, Psychotherapien, abgebrochene Beziehungen, Unfälle, Umzüge, Verluste von Arbeitsplätzen oder Personen zu befragen. Entscheidend sind dabei nicht Wertungen, sondern die reinen Fakten, da Probleme von der Familie oft in der falschen Richtung vermutet werden.

     Tagesplan erstellen 

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Um den Patienten beim selbständigen Abarbeiten von Problemen zu unterstützen, empfiehlt es sich, einen Tagesplan zu erstellen, in dem bereits erledigte Aufgaben abgehakt werden können. Ähnlich wie der Erfolgsplan sollte dieser gut sichtbar an die Wand gehängt werden. Dieses "Ziel vor Augen" und ein geregelter Tagesablauf, führen zur gewünschten Stabilisierung.

     Gedächtnisstützen anlegen 

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Es ist schon an anderer Stelle erwähnt worden, daß Ordnung im Auge des Betrachters liegt. Alte Zeitungen, Fahrkarten, Werbezettel und vergleichbare Dinge mögen bei oberflächlicher Betrachtung als "Müll" erscheinen; für den, der diese Dinge aufhebt, sind sie jedoch oft wertvolle Gedächtnisstützen, die ihm helfen, seine Konzentrationsfähigkeit kurzzeitig wiederzuerlangen. Abgearbeitete Tagespläne sollten deshalb in Form eines Tagebuches zur Unterstützung des Gedächtnisses aufgehoben werden.

 

 

Anhang 

 Inhalt    



Autoren zur Schizophrenie in Auswahl:

Adolf Meyer: 

sah Schizophrenie als Anhäufung falscher Gewohnheiten.

Kurt Schneider: 

definierte sog. Symptome ersten Ranges, um eine genauere Diagnose zu ermöglichen.

Sigmund Freud: 

Zunahme unterdrückter ES-Impulse und Mangel an zwischenmenschlichen Bindungen führen zur Schaffung einer eigenen Realität.

R. D. Laing: 

Schizophrenie ist ein geistiger Wachstumsprozeß als Reaktion auf Konflikte des Betroffenen mit seiner intoleranten Umwelt. Sie entsteht, wo Menschen einen abweichenden Lebensstil pflegen oder das soziale Gefüge der Gesellschaft nicht mehr intakt ist.

Thomas J. Scheff: 

Schizophrenie ist ein Etikettierungsproblem, da Menschen, die mit diesem "Etikett" versehen werden, dazu neigen, das von Schizophrenen erwartete Verhalten zu zeigen.

D. L. Rosenhan: 

zeigte, daß völlig gesunden Pseudopatienten in der Psychiatrie "schizophrene" Verhaltensweisen angedichtet wurden.

 

Ullmann u. Krassner: 

betrachteten Schizophrenie als Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit.

Broadbent: 

Ein fehlender Filter für wichtige und unwichtige Ereignisse erklärt die Schizophrenie.

Zubin u. Spring: 

Schizophrene besitzen eine erhöhte Vulnerabilität (Verletzlichkeit).

Frieda Fromm-Reichmann: 

sah mal überfürsorgliche, mal abweisende, dominante Mütter als möglichen Auslöser der Schizophrenie.

Theodore Lidz: 

gestörte Familienstrukturen sind oft verantwortlich für den Ausbruch der Schizophrenie.

Bateson: 

fand durch Falluntersuchungen heraus, daß im sozialen Umfeld von Schizophrenen oft Mimik und Äußerungen im Widerspruch zueinander stehen.

Leff u. Vaughan: 

ein hohes Maß geäußerter Emotionen (expressed emotions) des sozialen Umfeldes (Bewertungen des Patienten, egal ob positiv oder negativ) kann einen Rückfall verursachen.



Einige Verweise zur Schizophrenie und verwandten Themen:


Impressum & Haftungsausschluß

(Bitte beachten Sie auch unseren Webring !)

ICD 10 Katalog      Schizophrenien      Belastungsstörungen
Der ICD10-Katalog (internationales Klassifikationssystem für Krankheiten) verschafft einen systematischen Überblick über die wichtigsten bekannten Erkrankungen und Störungen. Hier können Sie sich also nicht nur über schizoide Erkrankungen und (posttraumatische) Belastungsstörungen informieren, sondern über so ziemlich alle seit längerem bekannten Krankheiten.
http://www.dimdi.de/germ/klassi/icd10/htmlamtl/     navi.htm    gf20.htm    gf40.htm

AWMF online      Leitlinien Psychiatrie: Schizophrenie      posttraumatische Belastungsstörung
Die Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) stellt hier ihre Richtlinien zur Diagnose und Behandlung der Schizophrenie bzw. der posttraumatischen Belastungsstörung zur Verfügung.
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/     psypn02.htm    psytm010.htm

Facharbeit Schizophrenie      Anmerkungen      Frame-Version
Eine Facharbeit über den schizophrenen Formenkreis. Enthält neben einer Auswahl von Definitionen einen gut strukturierten Überblick über die in der Praxis auftretende Symptomatik der Schizophrenie. Zu den hier geschilderten Beobachtungen sind in einem separaten Text einige Anmerkungen zusammengestellt. Marko Heinrich, der Autor dieser Facharbeit, hat freundlicherweise seine Erlaubnis gegeben, diese Anmerkungen parallel zu seiner Arbeit in einem Frame zu zitieren.
http://home.t-online.de/home/marko.heinrich/schizo.htm

Schizophrenie - eine nicht existierende Krankheit?
Die Vielzahl der verschiedenen, teilweise heftig umstrittenen Definitionen der Schizophrenie hat dazu geführt, daß eine Zahl von Psychiatern und Psychologen die Existenz der Schizophrenie als eigenständige Erkrankung bestreitet. Kritische Gegenüberstellung diverser, teils widersprüchlicher Definitionen zur Schizophrenie.
http://www.antipsychiatry.org/GE-SCHIZ.HTM

Psychose Leserforum      Tagebuch einer Psychose      Schizophrenie und Psychose
Bodo, selbst an Schizophrenie erkrankt, hat hier für Betroffene, Angehörige und Fachleute ein exzellentes Forum zum Austausch über die Erkrankung geschaffen - unbedingt ansehen!
Das "Tagebuch" ist kein Tagebuch im herkömmlichen Sinne:
Die Aufzeichnungen erfolgten erst nach einer Elektrokrampftherapie und sind deshalb mit Vorsicht zu beurteilen, weil eine solche Therapie zu einer veränderten Bewertung von Erinnerungen führen könnte.
"Schizophrenie und Psychose" bietet eine kurze Einführung in das Thema Schizophrenie und einige Verweise auf weitere interessante Seiten.
http://home.arcor.de/pahaschi/forum.htm     tagebuch.htm    wissen.htm

Schizophrenie
Bietet neben einer Definition und einigen Angaben zur Statistik weitere psychologische Erklärungsansätze zur Entstehung der Schizophrenie.
http://members.tripod.de/Psychodrom/schizophrenie.htm

Lunatic Pride
Auf diesen Seiten eines Psychiatrie-Erfahrenen finden Sie eine bunte Mischung zu den Themen Schizophrenie, Kritische Psychologie, Stimmenhören, Antipsychiatrie und Stigmatisierung, aber auch Gedanken zu Religion, Selbstorganisation, Kunst und Ethik. Wenn Sie Freude am Stöbern haben, sind Sie hier genau richtig.
http://www.lunaticpride.de

Netzwerk Stimmenhören
Bis zu fünf Prozent der Bevölkerung hören mehr oder weniger regelmäßig Stimmen. Aber nicht alle von ihnen sind automatisch schizophren. Das "Netzwerk Stimmenhören" ist ein Verein von Betroffenen, Angehörigen und Professionellen, der dem Erfahrungsaustausch und der Aufklärung dienen soll.
http://www.stimmenhoeren.de

Lieber doch nicht Neuroleptika nehmen?
Deutsche Übersetzung eines Artikels von Dr. P. R. Breggin, der sich mit tardiver Dyskinesie und anderen Nebenwirkungen der Neuroleptika auseinandersetzt. Diese häufig auftretenden Nebenwirkungen werden oft für vermeintliche Krankheitssymptome gehalten. Angefügt ist eine Liste mit Literatur zu diesem Thema.
http://www.breggin.com/germanneuro.html

Borderline-Persönlichkeitsstörung
Als Borderline-Störung bezeichnet man psychische Störungen, die an der Grenze zwischen Neurose und (schizophrener) Psychose liegen. Im "Kuckucksnest" finden Sie eine genauere Definition und weitere Verweise zu diesem Thema.
http://kuckuck.solution.de/borderline.html#Was ist eine Borderline-Störung

Dissoziatives Identitätssyndrom
Die multiple Persönlichkeit - die fachliche Bezeichnung lautet dissoziatives Identitätsstörungs-Syndrom (DIS) - wird von Laien oft mit der Schizophrenie verwechselt, obwohl die Symptomatik eine vollkommen andere ist. Allerdings können beide Erkrankungen durchaus durch ähnliche Erlebnisse verursacht werden (Mißbrauch über einen langen Zeitraum mit einem für Mißbrauchsfälle atypischen Verhalten).
http://kuckuck.solution.de/disso.html

Studie zur Entfremdung (PA-Syndrom)
In dieser Studie zum PA-Syndrom (parental alienation syndrom) werden Methoden aufgezeigt, mit denen getrennt lebende Eltern teilweise auf ihre Kinder einwirken, um eine Entfremdung vom jeweils anderen Elternteil zu bewirken. Es ist zu vermuten, daß ähnliche Techniken auch bei der Entstehung des Stimmenhörens, der Ambivalenz und schizophrener Antriebslosigkeit eine Rolle spielen können.
http://www.centralnet.ch/userpages/sozial/studie.html

Hospitalismus
Zumindest einige Symptome, die oft der Schizophrenie zugeschrieben werden, lassen sich auch durch Hospitalismus erklären. Eine kurze Definition dieser Erkrankung finden Sie in diesem Glossar. Es empfiehlt sich, auch den dort befindlichen Eintrag zum Stichwort Deprivation zu lesen.
http://www.uni-freiburg.de/medpsyc/ol/glossar/body_hospitalismus.html

 



Fachbegriffe - Fachchinesisch übersetzt:

Arousal

Den meßbaren Erregungszustand der Nervenzellen bzw. die Verteilung der Erregung über das Gehirn bezeichnet man als Arousal-Funktion (engl. "arousal": Erregung).

Depersonalisation

Entfremdung von der eigenen Persönlichkeit nennt man Depersonalisation.

endogene Psychose

Eine psychische Erkrankung, für die keine eindeutige Ursache gefunden werden konnte, die also scheinbar aus der Psyche selbst heraus entstanden ist, bezeichnet man als endogene Psychose; gelegentlich wird auch der Begriff funktionelle Psychose gebraucht.

exogene Psychose

Eine von außerhalb der Psyche (durch Geschwür oder Vergiftung) entstandene Erkrankung bezeichnet man als exogene Psychose. Andere Bezeichnungen sind organische Psychose oder symptomatische Psychose.

Hebephrenie (Pubertätsschizophrenie)

Hebephrene Schizophrenie beginnt während der Pubertät. Bei Hebephrenie kommt es u. a. zu läppischem Verhalten und Gefühlsstörungen.

Katatonie (Spannungsirresein)

Bei katatoner Schizophrenie (Katatonie) überwiegen motorische Störungen, etwa erregtes Umherrennen oder Stupor (Reglosigkeit).

Morbus bleuler

Nach ihrem Namensgeber E. Bleuler wird Schizophrenie häufig auch Bleuler'sche Krankheit (morbus bleuler) genannt.

Negativsymptomatik (Minussymptomatik)

Bei Vorliegen einer Negativsymptomatik zeigt ein Patient gefühlsmäßige Verflachung, Antriebsarmut, reduzierte Reaktionen usw. Diese Symptome treten vor allem bei Langzeitpatienten auf. Sie sind durch die üblichen Medikamente nicht behandelbar, d. h. sie reagieren auf diese negativ.

Neuroleptika

Medikamente mit sedativer (senkender) Wirkung auf psychosebedingte Angst- und Erregungszustände bezeichnet man als Neuroleptika. Typische Nebenwirkungen dieser Medikamente sind unwillkürliche Zuckungen, unkontrollierbare Mund- und Zungenbewegungen, sowie Gewichtszunahme. Atypische Neuroleptika sind Neuroleptika, bei denen diese Nebenwirkungen nach derzeitigem Kenntnisstand nur in geringerem Maße auftreten.

Neurose

Neurosen sind psychische Störungen, die aus Konflikten zwischen Einstellungen und Bedürfnissen eines Menschen einerseits und unpassenden Umweltbedingungen andererseits entstehen. Beispiele für Neurosen sind etwa Depersonalisation, neurotische Depression oder Phobien.

Neurotransmitter

Botenstoffe, mit denen Signale zwischen Nervenzellen übertragen werden, bezeichnet man als Neurotransmitter (z. B. Adrenalin, Acetylcholin, Noradrenalin). Es wird vermutet, daß bei Schizophrenen einige Neurotransmitter stärkere Wirkung zeigen als bei durchschnittlichen Menschen. Diese Vermutung basiert auf der Erkenntnis, das die zufällig gefundenen Medikamente gegen Schizophrenie offenbar die Wirkung bestimmter Neurotransmitter (z. B. Dopamin) blockieren.

Paranoia

Paranoide Schizophrenie ist überwiegend durch Wahn und Halluzinationen gekennzeichnet.

 

Positivsymptomatik (Plussymptomatik)

Als Positivsymptomatik bezeichnet man ein Mehr an Aktivität, Gefühlen, Gestik usw. Diese Symptome können durch Medikamente behandelt werden; sie reagieren auf die Behandlung also "positiv".

Prodromalstadium

Das Stadium, in dem sich eine Erkrankung bereits ankündigt, ohne jedoch deutlich sichtbar zu sein, bezeichnet man als Prodromalstadium.

Prozeßschizophrenie

Wenn kein einzelnes für die Schizophrenie auslösendes Ereignis gefunden werden kann, die Schizophrenie also offenbar in einem längeren Prozeß durch viele Einzelereignisse entstanden ist, spricht man von Prozeßschizophrenie.

Psychopathien

Gefühls- und Verhaltensstörungen, die zwar eine deutliche Abweichung von der Masse darstellen, aber nicht als Krankheiten gesehen werden können, bezeichnet man als Psychopathien. Beispiele sind Impulsivität, Verschrobenheit, Geltungsbedürfnis etc.

Psychose

Psychosen sind Erkrankungen, bei denen es zu erheblichen, scheinbar unbegründeten Verhaltensveränderungen oder unsinnig erscheinenden Einschätzungen der Realität kommt.

reaktive Psychose

Eine reaktive Psychose ist eine Psychose, die im wesentlichen als Reaktion auf auslösende Erlebnisse entsteht. Üblich ist auch die Bezeichnung psychogene Psychose.

reaktive Schizophrenie

Als reaktive Schizophrenie bezeichnet man eine schizophrene Erkrankung, wenn diese auf ein einzelnes auslösendes Ereignis zurückzugehen scheint. Das Wirken auslösender Momente ist auch für solche Fälle anzunehmen, bei denen das Entstehen der Erkrankung nicht an einem einzelnen auslösenden Ereignis festgemacht werden kann.

Remission

Als Remission bezeichnet man das Nachlassen der Krankheitssymptome nach einem Krankheitsschub. Ein postremissiver Zustand ist ein Krankheitszustand, bei dem sich die Symptome auf einem niedrigen Niveau stabilisiert haben.

Residuum

Ein Residualzustand oder auch schizophrenes Residuum ist ein Zustand, der sich einstellt, wenn die Krankheitssymptome nach einem akuten Schub zurückgehen, aber es nicht zu einer vollständigen Heilung der Schizophrenie kommt. Ein solcher Zustand ist vor allem durch Negativsymptomatik geprägt, d. h. Gefühle, Motivation, Eigeninitiative usw. erscheinen gedämpft.

Rigor

Krankhaften Bewegungsdrang bezeichnet man als Rigor.

Schizophrenia simplex

Eine symptomarme Form der Schizophrenie, die sich über einen längeren Zeitraum unbemerkt entwickelt, nennt man Schizophrenia simplex.

Stupor

Einen durch eine psychische Erkrankung entstandenen Zustand der Reglosigkeit und Apathie bezeichnet man als Stupor.

Tardive Dyskinesie

Eine häufige Nebenwirkung der Medikamente ist die tardive Dyskinesie, bei der es zu unkontrollierten Zuckungen und Grimassenschneiden kommt. Ca. 25 bis 40 Prozent der mit Psychopharmaka behandelten Langzeitpatienten erkranken an dieser Nervenstörung.