IRRESEIN.DE

SELBSTHILFE I: M.S.: 10 PUNKTE

SELBSTHILFE II: MIT VERRÜCKTHEIT KONSTRUKTIV UMGEHEN

SELBSTHILFE III: T.BOCK: GRATWANDERUNG

ENGLISH
VERSION:
SELF HELP I

IRRESEIN- SOUNDTRACK

H.-J. HARDER:
VERFOLGUNG

F. DANIELS:
AUSTREIBUNGS-
ERLÄRUNG

S.MOSER:
WIR SIND GEISELN

T.W. ADORNO: HEIDEKNABE

E. BLOCH: DANEBEN: WIRTSHAUS DER IRREN

J. BERGER: DER MANN MIT DEM ZERZAUSTEN HAAR

R. BRANDT: DER UNSICHTBARE VIERTE

PROBLEMA XXX

DE BELLO CIVILE

ST. DYMPHNA

SHAKESPEARE: HAMLET, II, 2

ESELTERIK

GÄSTEBUCH

 

 

NACH OBEN

KRITIK, KOMMENTARE, 
HINWEISE AN:

SCHAFFRATH AT IRRESEIN.DE

COPYRIGHT
1999-2004
IRRESEIN.DE 
ALL RIGHTS RESERVED

STAND/LAST MODIFIED :
20.05.2004

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NACH OBEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NACH OBEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NACH OBEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NACH OBEN

 

DE BELLO CIVILE /
PHARSALIA
Marcus Annaeus Lucanus


 

 

Übers. Frederic Laudenklos
Seite 73 ff

Antiker Quellentext, beschreibt den Vorgang des Einholens eines Orakelspruchs in Delphi

 

Der Parnassus, der so weit von Hesperien entfernt ist, wie von der östlichen Himmelsachse, strebte mit seinen beiden Gipfeln zum Himmel; das ist ein Berg, der dem Phoebus und dem Bromius heilig ist. Diesem bringen thebanische Bacchantinnen für sein zweifaches göttliches Wirken alle drei Jahre das delphische Fest dar. Allein der höchste Punkt ragte empor und trennte das Meer von den Sternen, da die Flut die Länder gerade überschwemmte. Und du, Parnassus, hebst kaum den höchsten Felsen empor, der du vom Meer getrennt bist, und an einem Bergrücken versteckst du dich. Dort hatte Paean, der Rächer seiner schwanger vertrieben Mutter mit noch unbearbeiteten Pfeilen die Python getötet, (80) als Themis ihr Königreich und den Dreifuß innehatte. Sobald Paean sah, dass der gewaltige Spalt der Erde göttliche Ehrlichkeit ausströmte und dass der Boden sprechende Winde aushauchte, begab er sich in die heiligen Höhlen, legte sich in das Adytum und wurde dort als Paean Apollo zum Seher gemacht.

Welcher der Götter verbirgt sich hier? Welches göttliche Wirken, das vom Aether niedergedrückt wird, hält es für würdig, eingeschlossen die dunklen Höhlen zu bewohnen? Welcher Gott des Himmels erträgt die Erde, während er alle Geheimnisse des Laufes der Ewigkeit besitzt und über die Dinge Bescheid weiß, die der Welt bevorstehen, bereit ist, sich den Völkern zu offenbaren, (90) während er die Berührung durch Menschen erträgt, groß und mächtig ist, sei es, dass er das Schicksal prophezeit, sei es, dass das, was er in seiner Prophezeiung befiehlt, Schicksal wird?

Vielleicht wurde der große Teil des ganzen Jupiters in die Welt eingefügt, die von ihm regiert werden sollte, der im luftleeren Hohlraum den im Gleichgewicht gehaltenen Erdkreis stützt, durch die cirrhäische Höhle herausströmt und vom himmlischen Jupiter in das Gefüge gezogen wird.

Sobald dieses göttliche Wirken in die Brust einer jungfräulichen Seherin aufgenommen war, erklang es, während es die menschliche Seele stieß und löste den Mund der Seherin, so wie der Gipfel des sizilischen Ätna mit den Flammen wogt, die ihn bedrängen, so wie der Typhoeus, der unter der ewigen Masse der Inarime verborgen ist, tosend campanische Felsen bedampft. (100)

Dieses göttliche Wirken befreit sich allein vor dem Untergang, der aus menschlicher Raserei resultiert, wenn es auch für alle zugänglich ist und keinem verwehrt wird. Dort vernimmt man keine 74 schlechten Gelübde in stillem Geflüster, denn während das Wirken Dinge verkündet, die fest stehen und von keinem verändert werden können, verbietet es, dass die Sterblichen Wünsche äußern.

Gütig gab es so vielen Rechtschaffenen einen Wohnsitz und denjenigen, die aus so vielen Städten auswandern mussten, wie die Tyrer, gab es die Möglichkeit, Kriegsdrohungen fortzustoßen, wie sich das Meer bei Salamis erinnert. Es entfernte den Zorn der unfruchtbaren Erde indem es dessen Ende aufzeigte, es befreite (110) die verpestete Luft.

Unser Zeitalter hat kein größeres Geschenk der Götter, als das delphische Orakel, weil es schweigt, nachdem ihm die Könige, die sich vor der Zukunft fürchteten, den Göttern verboten haben zu sprechen. Doch die cirrhäischen Seherinnen trauerten nicht, nachdem man ihnen das Wort verboten hatte und aufgrund der Einstellung ihrer Tätigkeit erfreuten sie sich an ihrem Tempel. Denn wenn der Gott in irgendeine Brust fuhr, war der frühzeitige Tod entweder die Strafe für das empfangene göttliche Wirken oder der Preis, weil ja die menschliche Beschaffenheit durch den Antrieb und der Flut der Raserei ins Wanken gebracht wurde und die Treibkräfte der Götter die zerbrechlichen Seelen erschütterten.

So erweckte der Kundschafter Appius nach langer Zeit (120) den unbeweglichen Dreifuß und die schweigende Höhle des riesigen Felsen, weil er den Rest des Schicksals kennen wollte. Ihm hatte man befohlen, die Stätte und die verehrungswürdigen Tempelvorsteherinnen wieder zugänglich zu machen und eine ängstliche Seherin zu den Göttern zu schicken. Er ergriff Phemoene, die an einem abgeschiedenen, castalischen Ort, bei einer Quelle des Hains umherschweifte, weil sie sich verlaufen hatte, doch frei von Sorgen war und zwang sie durch die Tore des Tempels einzudringen. Die Priesterin des Phoebus blieb an der schrecklichen Schwelle ängstlich stehen bereitete mit einer vergeblichen List vor, ihren Führer von dem brennenden Verlangen, die Zukunft kennen zu lernen, abzuschrecken. "Warum führt dich so ungute Hoffnung auf Wahres (130) hierher, Römer?
Der Parnassos verstummte und drückte mit seinem stillen Schlund den Gott nieder, sei es, dass der Geist diese Schlucht verlassen hat und zu einem entlegenen Bereich der Erde aufgebrochen ist, sei es, dass die Höhlen in der gewaltigen Asche untergegangen sind, als Phoebus durch die barbarische Fackel brannte, und sie Phoebus den Weg abschnitten, sei es dass das Orakel von Delphi der Götter wegen schweigt und es genug ist, wenn die geheimen Prophezeiungen über die Zukunft der hochbetagten Sibylle euch anvertraut sind und reden, sei es, dass Apollo, der es gewohnt ist Übeltäter von Tempeln fernzuhalten in unserer Zeit keine Menschen findet, für die er seinen Mund auftun würde." (140)

Der Täuschungsversuch der Jungfrau war offenkundig und die Furcht vor dem verweigerten göttlichen Wirken diente als Bestätigung. Dann umschnürte ihr eine gewundenen Binde die vorderste Haare zusammen, und die Haare, die lose auf den Rücken fielen, umschlang er mit einem weißen Kopfband und phocäischem Lorbeer.

 

Ein Priester treibt die verharrende und zögernde Seherin mit sanfter Gewalt in den Tempel. Sie fürchtete sich vor dem schicksalsverkündenden Innersten des 75 entfernten Naos und blieb im vorderen Bereich des Tempels stehen. Und während sie vortäuschte, dass sich ein Gott in ihrer ruhigen Brust befindet, brachte sie erdichtete Worte hervor, jedoch ohne Murmeln ihrer verwirrten Stimme, womit sie bezeugt hätte, dass ihr Geist von heiliger Raserei angetrieben war. (150)

Dabei war sie im Begriff den Dreifuß und das Vertrauen auf Phoebus stärker zu verletzen, als ihren Führer, dem sie Falsches prophezeite. Weder reichten die mit bebendem Klang aus ihr herausgebrochenen Worte noch ihre Stimme dazu aus, den Raum der geräumigen Höhle zu erfüllen. Der Lorbeer, der nicht durch das Zubergestehen der Haare erschüttert wurde, die nicht bebende Pforte des Tempels sowie der unbesorgte Hain hatten verraten, dass sie sich davor fürchtete, sich dem Phoebus anzuvertrauen. Appius merkte, dass sie dem Dreifuß auswich und sagte wütend: "Du wirst sowohl mir büßen, Gottlose, als auch den Göttern, die du nachahmst, wenn du dich nicht in die Höhle begibst und aufhörst selbst zu sprechen, nachdem du den Gott über den so großen Aufruhr der bebenden Welt befragt haben wirst!" (160)

Schließlich flieht die zutiefst erschrockene Jungfrau zum Dreifuß und nachdem sie in der gewaltigen Höhle hingeführt wurde, verharrte sie und nahm das Wirken in ihrer Brust auf, die daran nicht gewöhnt war, welches der Geist des Felsens, der über so viele Generationen nicht erschöpft war, der Jungfrau zufügte. Endlich hatte sich Apollo des delphischen Gemütes bemächtigt und niemals war er stärker in die Glieder einer Seherin gefahren. Er vertrieb das Bewusstsein, das sich vorher im Körper befand und befahl, dass ihm der Mensch aus der ganzen Brust weichen sollte. Wahnsinnig schwärmt die Seherin durch die Höhle, die nun einen fremden Hals trug. Die Binden des Gottes Phoebus und die Lorbeerkränze (170) hatte sie mit ihren zu Berge stehenden Haaren erschüttert und dreht sich mit schwankendem Hals durch die leeren Hallen des Tempels, breitete Dreifüße hin, die ihr im Wege standen, als sie umherschweifte, und loderte in einem großen Feuer auf, während sie sich, zürnender Phoebus, in sich trug. Du machtest nicht nur Gebrauch von inneren Schlägen und Stacheln, du tauchst auch Flammen in ihre Eingeweide. Doch sie wurde auch gezügelt, denn es war der Seherin nicht erlaubt, ebenso viel preiszugeben, wie sie wusste. Das ganze Zeitalter kam in einer Masse und es bedrängten so viele Jahrhunderte das unglückliche Gemüt, die so große Aneinanderreihung der Ereignisse stand offen und alles, was noch kommen sollte, drängte ans Licht.

Ihre Stimme hatte Mühe mit den herauseilenden Göttersprüchen. (180) Weder der erste Tag, noch der letzte Tag der Welt blieben ihr erspart, weder die Art des Ozeans, noch die Anzahl der Sandkörner. So wie sich die Seherin von Cumae in ihrer euböischen Abgeschiedenheit darüber entrüstete, ihre Raserei so vielen Stämmen anbieten zu müssen, und hochmütig aus dem so großen Haufen der Göttersprüche mit ihrer Hand nur die römischen auslas, so mühte sich die Seherin Phemonoe ab, die ganz von Apollo erfüllt war, während sie auf der Suche nach deinem Schicksal war. Du, Appius, der du den von castalischer Erde verschütteten Gott um Rat gefragt hast, der du dich zwischen so großen Göttersprüchen verbirgst, hat sie nur mit Mühe gefunden.

Dann endlich strömte die wahnsinnige Raserei aus ihrem 76 schäumenden Mund, (190) sowie Seufzer und durch Keuchen hervorgerufenes, lautes Murmeln, dann klang trauriges Geheul in dem riesigen Höhlensystem und ihre letzten Äußerungen erklangen, nachdem die Jungfrau nun gezähmt war: "Fliehe vor den gewaltigen Schrecken des Krieges, Römer, frei von der so großen Gefahr und du wirst als einziger deine Ruhe haben, durch den riesigen Wall der euböischen Küste geschützt." Das Übrige unterdrückte sie und Apollo versperrte ihren Rachen.
Ihr dreifüßigen Wächter der Göttersprüche, Geheimnisse der Welt und du, Apollo, der du das Wahre beherrschst, dem von den Göttern kein einziger Tag verborgen ist: Warum fürchtest du uns dein Wissen über die letzten Züge des zusammenfallenden Imperiums (200), über die gefallenen Heeresführer, über die Leichen der Könige und über so viele Stämme, die in hesperischen Blut niederfielen, zu eröffnen? Haben die Götter solchen Frevel etwa noch nicht beschlossen und halten unter schwankenden Sternzeichen so viele Göttersprüche noch immer davon hab, das Haupt des Pomopeius zu verdammen? Verschweigst du uns etwa die Tat des Rächers und des Schwertes, die Strafen für die Raserei, die Königsherrschaft, die noch einmal in Männern wie Brutus ihre Rächer findet und wie es Fortuna vollendet?

Dann wurde die Pforte, an welche die Brust der Seherin geschlagen war, aus dem Tempel gestoßen sprang sie hervor. Die Raserei verweilte in ihr, die nicht alles ausgesprochen, (210) sowie der Gott, den sie nicht herausgelassen hatte. Sie rollte noch immer ihre wilden Augen hin und her und schweifte mit ihrem Blick über den ganzen Himmel – bald mit einem ängstlichen Gesicht, bald mit einem finsteren und grimmigen. Niemals verharren ihre Gesichtszüge. Feuriges Rot färbt ihr Gesicht sowie ihre neidischen Wangen. Sonst hatte sie nicht die Blässe, die für gewöhnlich einer hat, der sich fürchtet, sondern eine, die Schrecken verbreitet. Ihr ermattetes Herz kam nicht zur Ruhe: Wie das Meer, das auch nach den Windböen des Boreas angeschwollen ist, rau stöhnt, so verschaffen der Seherin abwechselnd tiefe Atemzüge Erleichterung. Während sie vom heiligen Licht, in welchem sie die Göttersprüche sah, zum gewöhnlichen Tageslicht zurückgebracht wurde, wurde sie ohnmächtig.

(220)Apollo lässt Wasser vom unterweltlichen Lethe-Strom in ihre Eingeweide, das ihr die Geheimnisse der Götter rauben sollte. Dann entfloh aus ihrer Brust das Wahre und das Zukünftige kehrte zum Orakel des Apollo zurück. Kaum hatte sie sich erholt, da fiel sie zu Boden.

Aber dich, Appius, der du durch das zweideutige Schicksal betrogen wurdest, erschrak die Nähe des Todes nicht. Denn du hast dich, nachdem dich nichtige Hoffnung ergriffen hat, darauf vorbereitet, eine Herrschaft im euböischen Chalcis zu gründen, weil noch ungewiss war, wer ein Recht auf die Welt hat. Ach, du Wahnsinniger! Welcher der Götter außer der Tod kann dir gewähren, nichts vom Krachen des Krieges zu fühlen und von so vielen Übeln der Welt frei zu sein?

Du, der du einen 77 abgeschiedenen Ort der euböischen Küste (230) besitzen wirst, verborgen in einem Grab, das an dich erinnert. Dort wirst du beengt sein, wo das felsige Carystos und Rhamnus, welches eine Göttin verehrt, die dem Hochmut feindlich gesinnt ist, den Abgrund des Meeres beengen; dort, wo das Meer in einem reissenden Strudel wogt und wo die euripische Meerenge unter wechselnden Wogen die chalcidischen Schiffe nach Aulis führt, das für Schiffe ungünstig ist.

HOME  
Zur Webring-Hauptseite   <<  Webring "Dr. Stevenson"  >> Zur Webring-Startseite
  Zufällige Seite   ·  Alle Seiten   ·  Hauptseite

WAS HEISST IRRESEIN ?

STÖRUNG UND STIGMA

WARUM DIESE SEITEN

PSYCHIATER & INDUSTRIE

J. BLECH: ERFUNDENE KRANKHEITEN

DES KAISERS NEUE MEDIKAMENTE: WIRKEN ANTIDEPRESSIVA ?

K. DÖRNER: DIE GESUNDHEITSFALLE

D. HEALY: AMOKLÄUFE UND ANTIDEPRESSIVA

D.HEALY: GESCHICHTE DER PP

D. HEALY: LET THEM EAT PROZAC

BRUCE LEVINE: SOCIETY, PSYCHIATRY AND: REBELLION AND ROP GONGRIJP ON SOCIETY,DEPRESSION ETC.

GUTE GESCHÄFTE: PSYCHOPHARMAKA IN DER MEDIKAMENTEN -UMSATZSTATISTIK

NORMAL? 
DIAGNOSEN

TH. ITTEN: POST-PSYCHIATRIE

KATE MILLETT: PSYCHISCHE KRANKHEIT-EIN PHANTOM

JOHN DE CAMP AND K. O'MEARA ON COLUMBINE KILLINGS AND SSRIS

ERINNERUNG
AN DIE TOTEN

NIMM_DEIN_BETT_

UND_WANDELE

WEISHEIT
I,
II,

III.

LINKS

BÜCHER

FILME


DANK

RECHTLICHES

CrHonCODE

HOME

NACH OBEN

KRITIK, KOMMENTARE, 
HINWEISE AN:

SCHAFFRATH AT IRRESEIN.DE

COPYRIGHT
1999-2004
IRRESEIN.DE 
ALL RIGHTS RESERVED


STAND/LAST MODIFIED :
20.05.2004